Office 2013: Mehr als frischer Look?

Microsoft scheint im „Veröffentlichungsrausch“. Neues Tablet (Surface, mit und ohne Pro), neues Smartphone-Betriebssystem, neue Windows-Versionen für den PC, neue Versionen für Server (Server 2012, Exchange 2013, Sharepoint 2013) und noch viel mehr. Dazu kommen – massiv beworben – die gesamten Cloud-Angebote mit Office 365. Aktuell sind unterschiedliche Office-Pakete im Rollout. Wie steht es also um das neue Office 2013?

 Das Ende der DVD-Lieferung?

Die erste Überraschung: Wer zum jetzigen Zeitpunkt ein Office-Paket, wie gewohnt mit Verpackung und DVD, kaufen will, der sucht vergebens. Zwar bietet Microsoft in seinem Store die Version zum Download an, aber bei Amazon und Co. gibt es nur einen Key – die Software muss als Microsoft-Download bezogen werden..

Office 365 Home PremiumDagegen pusht der Konzern aus Redmond massiv das nur für Privatanwender gedachte „Office 365 Home Premium“.

Die Verwirrung ist perfekt. Bis dato galt: Alle „365“-Produkte waren gleichzusetzen mit den cloudbasierenden Services von Microsoft. Allen voran Exchange-Online. Die teureren Miet-Pakete enthielten dann eine oder mehrere Lizenzen für die lokalen Installationen der Office-Software. Der Mietpreis umfasste – und tut es noch – die Lizenzen im Abo und stellten auch einen entsprechenden Downloadlink.

Office 365 für Unternehmen

Ab dem 27. Februar wird es die Software als Mietmodell auch für Unternehmen geben. Volume-Lizenz-Kunden sind bereits jetzt mit von der Partie. Was ist aber mit jenen Firmen, die weder mieten wollen, sich aber auch nicht für die Volume-Variante entscheiden? Keine Frage: auch die 2013er-Version wird es zum Kaufen geben. Das verzögerte Angebot spricht aber Bände. Software-„Mieter“ sind die neue Zielgruppe von Microsoft.

„Click-to-Run“, oder auch nicht

Bevor wir einen Blick auf die neuen Funktionen werfen, noch eine „Seltsamkeit“ der neuen Microsoft-Strategie. Die viel beworbene „Click-to-Run“-Installationsmethode scheint auf den ersten Blick schick. Bereits drei Minuten nach dem Start des Setups kann mit der Arbeit begonnen werden. Das vollständige Software-Paket wird im Hintergrund nach und nach auf die lokale Festplatte geladen. Eine performante Internetverbindung ist Voraussetzung.

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Für Unternehmen bleibt also für die Migration (fast) alles wie gehabt. Hier ist nach wie vor der zentrale Verteilungspunkt gefragt, von dem alle Arbeitsstationen befüttert werden. Das neue „Office Deployment Tool“ ist das Hilfsmittel des Administrators zur Konfiguration der Verteilung. Die individuelle Anpassung an Unternehmensanforderungen erfolgt zukünftig ausschließlich über die Gruppenrichtlinien. Ein „erstes, fertiges Setup“ mithilfe von OAT (Office-Anpassungstool) ist nicht mehr möglich.

Was aber nur ein Kopfschütteln auslöst: das „Click-to-Run“-Modell verlangt Admin-Rechte des Anwenders und ist damit im Unternehmensumfeld bereits beerdigt. Technisch gesehen wäre eine firmenfreundliche Umsetzung kein Problem. Aber auch für das neue Office gilt anscheinend der neue „Consumerization“-Trend.

Lohnt ein Upgrade?

Aus administrativer Sicht bleibt also alles (fast) wie gehabt. Doch wie sieht es mit den neuen Funktionen aus? Was bringt Office 2013 dem beruflichen Anwender?

Zum ersten fällt die neue Oberfläche auf. Diese entspricht dem aktuellen Trend: aufgeräumt und klar. Sehr schön. Die „Ribbon“-Leiste ist nahezu unverändert. Anwender von Office 2010 sollten bei der Umstellung also keine Probleme haben.

Faszination? Fehlanzeige!

Office 2013 mit SkyDriveDie Liste der neuen Features ist nicht gerade ein Renner. Die Strategen von Microsoft setzen beim neuen Office eher auf hintergründige Weiterentwicklung: Die Neuausrichtung auf Cloud-Dienste (allen voran natürlich die hauseigenen wie SkyDrive) und die aktualisierte Serverinfrastruktur. Exchange und Sharepoint in den Versionen 2013 sowie deren Pendants in der Cloud. Was auf der einen Seite eine logische Anpassung an aktuelle IT-Trends wiederspiegelt, bleibt für die Unternehmens-IT nicht ohne Folgen. Offensichtlichstes Beispiel: der Online-Speicherplatz SkyDrive ist als Standard voreingestellt. Obwohl dies über zentral gemanagte Gruppenrichtlinien änderbar ist, stellt dieser Umstand Unternehmen schlagartig vor die Aufgabe, eine Strategie im Umgang mit den Cloud-Speichern vor (!) dem Rollout von Office 2013 parat zu haben.

Highlight: Bearbeitung von PDFs

Eines der wenigen neuen Top-Features ist mit Sicherheit die Möglichkeit zur Bearbeitung von Adobes PDF-Dokumenten. Für etliche Arbeitsplätze wird damit die Notwendig wegfallen, eine – nicht selten teure – Software anzuschaffen. Ob Adobes Acrobat in seiner Vollversion damit hinfällig wird, sollte vorab aber geprüft werden. Schließlich ist dessen Funktionsumfang nicht auf diese Grundfunktion zu reduzieren. Gleiches gilt aber auch für die simple Bearbeitungsfunktion in Office 2013. Ob komplexe Layouts damit nicht zerstört werden, soll einem zukünftigen Test vorbehalten bleiben.

Neues im Überblick

Wie gesagt: die Neuerungen halten sich in Grenzen. Aus diesem Grund eine kurze Übersicht der neuen Funktionen.

  • Cloud-Speicher: Wie bereits beschrieben, kann nun direkt auf SkyDrive gespeichert werden. Dies funktionierte bis jetzt auch schon, nur dass der Anwender den Weg über einen in der lokalen SkyDrive-Anwendung konfigurierten Ordner gehen musste. Auch das Teilen von Dokumenten und Nachrichten über soziale Netzwerke direkt aus Office ist neu.
  • Excel bietet neben neuen Vorlagen nun erweiterte Formatierungsmöglichkeiten. Eine Blitz-Vorschau bietet in Kombination mit einer intelligenten „Auto-Fill“-Funktion eine nicht zu unterschätzende Arbeitsersparnis im Alltag.
  • Auch PowerPoint bringt neue Vorlagen. Dazu gibt es zusätzliche Übergänge. Immer gern gesehen. In der Praxis wertvoller sind wahrscheinlich die zusätzlichen Exportmöglichkeiten und – vor allem – der neue Präsentationsmodus. Dieser stellt dem Vortragenden eine eigene Ansicht zur Verfügung.
  • Outlook bietet zukünftig die Anzeige von Wetterinformationen und die Möglichkeit zum Import von Kontaktdaten aus sozialen Netzwerken. Wer’s braucht.
  • Eine mit Sicherheit zeitsparende Erweiterung bieten die neuen Optionen zum Formatieren eingefügter Grafiken. Ein Schritt weiter von Word in Richtung Layoutprogramm.

Das war auch schon der erste Eindruck an Neuigkeiten. Sollte etwas übersehen worden sein, so gilt mein Dank im Voraus den Kommentaren am Ende des Artikels.

Migration? Später!

Das neue Office 2013 ist sicherlich ein schönes Programm. Ob die wenigen Erweiterungen eine Migration im Unternehmensumfeld auf die Tagesordnung bringen, ist stark zu bezweifeln. Zu viele wichtige andere „Baustellen“ stehen an (alle XP-PCs schon migriert oder ausgesondert?). Auf jeden Fall sollte die interne IT zuerst ihre Strategie im Umgang mit Cloud-Speichern und sozialen Netzwerken praxisreif ausgearbeitet haben.

Was einen fahlen Nachgeschmack hinterlässt, ist der generelle Umgang von Microsoft mit der „alten“ Kundschaft. Die Rede ist von jenen, die ihre Server- und Dienste-Infrastruktur selbst betreiben und zum aktuellen Zeitpunkt entweder keine Zeit für eine Cloud-Migration haben oder gute Gründe gegen einen Betrieb ihrer (Microsoft-)Dienste haben.

Zu lesen auf der „Home and Business“-Seite von Microsofts neuem Office: „Ihre Dokumente werden automatisch in SkyDrive gespeichert, um ganz einfach darauf zugreifen und sie online freigeben zu können.“ Was für den Privatanwender vielleicht (!) ein tolles Feature darstellt, kann dem IT-Verantwortlichen im Unternehmen eigentlich nur Falten auf die Stirn treiben.


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Eine Antwort

  1. Frank Fischer sagt:

    Der einzige wirklich Mehrwert, den ich erkennen kann, ist die Option, PDFs bearbeiten zu können. Eine Cloud kann ich mir auch anderweitig einrichten, die anderen neuen features brauchen wohl 90% der User nicht, das Design ist Geschmackssache.

    Dafür 99 Euro pro Jahr ausgeben? Oder die Basisprogramme, die wohl die meisten ausschließlich nutzen, also Word, Excel, PowerPoint, Outlook, für 269 Euro pro Einzellizenz kaufen (Home & Business)?

    Mein Tipp: Sparen Sie sich die Kohle. Für 99 Euro kriegen Sie auch schon SoftMaker Office Professional, das 1:1 zu Microsoft-Office-Dateien kompatible (alle Daten können nahtlos weiter verwendet werden) Paket hat von der Ausstattung her alles, was Home&Business bietet, und noch ein paar Schmankerl mehr. Man kriegt aber für 1/3 des Preises dafür 3x soviele Lizenzen;)

    Nach frustrierenden Erfahrungen mit Alternativen wie LibreOffice & Co (Kompatibilität zu Microsoft einfach zu schwach, langsam, schlechte Benutzeroberfläche) bietet SoftMaker ein Office, mit dem ich seit zwei Jahren rundum zufrieden bin. Ich nutze es tagtäglich, die Umgewöhnung von Microsoft Office ging recht flott, und Funktionalitäten vermisse ich überhaupt keine.

    Mich interessiert dieser ganze Microsoft-Hype deshalb nur noch am Rande, ich hab mir das neue Office bei einem Kollegen angeschaut, nen Tag lang mal intensiver mit rumgespielt, und bis auf oben erwähnte Option PDFs zu bearbeiten kann es nichts was mein SoftMaker Office nicht auch kann. Und direkten PDF-Export aus der Anwendung heraus bietet das auch, und zwar schon Jahre bevor Microsoft das nun – in erweiterter Form – anbietet.

    Für ein einzelnes gutes Feature steige ich aber sicher nicht um, zumal SoftMaker Office ja seinerseits auch wiederum gute Features hat, die Microsoft Office nicjht bietet: Etwa die Option, es ohne Installation vom USB-Stick abspielen zu können, ich kann mein komplettes Office also mit mir rumtragen und unterwegs auch auf fremden Rechnern nutzen. Um nur mal ein feines Feature von vielen zu nennen.

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