VoIP: Das Telefon in der Cloud

Virtualisierung ist angesagt. Und die Cloud. Warum sollte dann noch die gute (meist alte) Telefonanlage so richtig real im Büro verbleiben? Ein Blick auf die Vorteile und Risiken beim Umstieg auf die IP-Telefonie.

ISDN – der alte Gefährte

Die ISDN-Technik ist seit Jahren unverändert. Aufgeteilt in Anlagen- und Primärmultiplex-Anschluss erledigt diese Technik ihren Dienst im privaten wie im geschäftlichen Umfeld seit Jahren zuverlässig. Niemand verschwendet vor einem Telefonat auch nur einen Gedanken daran, ob es auch ein Leitungssignal nach dem Abheben des Hörers geben wird. Leitungsabbrüche und schlechte Verbindungsqualität wird nur „im tiefen Osten“ für möglich gehalten. Mit Einführung der Telefonie über die Internetleitung gehen die Erfahrungswerte zurück auf Start.

Netzwerk oder Telefonkabel?

Das alte Analognetz der Telefonanlage war genügsam. Es reichte eine Zweidrahtleitung, um eine Verbindung zwischen Apparat und TK-Anlage herzustellen. Eine ISDN-Verkabelung war da schon anspruchsvoller. Hier mussten vier Drähte im PVC-Mantel verlegt werden.

Was also blieb: Hunderte von Kabelmetern wurden in Büroräumen verlegt, um die Telefone zu vernetzen und die gesamte Arie nochmals (im Cat-5-Format) für die einzelnen PCs und deren Sternverbindung zum Netzwerk-Switch.

Ein Kabelstrang

Der nächste Schritt bestand darin, auch für das interne Telefonnetz die Art der PC-Verkabelung zu nutzen. Acht Adern pro Dose – egal, ob PC, Drucker oder Telefon das Ende bildete. Ein großer Fortschritt. Jetzt wurde im Serverraum differenziert: Das Patch-Panel wurde zum großen Verteiler. Ankommende TK-Verkabelungen wurden an die zentrale Telefonanlage gepatcht und das restliche Netzwerk an die entsprechenden Switche. Für (kostspielige) Neuverkabelungen ein großer Schritt.

Das VoIP-Netz

Warum was ändern?

Der Grund, warum sich ein Umstieg auf die neue VoIP-Technologie lohnen könnte, liegt zweifellos bei den Kosten. Eine neue Telefonanlage schlägt mit etlichen Euros zu Buche. Und meist sind damit auch neue Endgeräte verbunden, was die Anschaffungskosten noch verdoppelt. Eine Prüfung auf VoIP-Alternativen wird damit zur Pflicht. Es gibt aber noch mehr Argumente.

Neue Möglichkeiten durch VoIP

Jenseits des Kostenfaktors bringen aber auch neue Anforderungen geänderter Arbeitsweisen bisher unberücksichtigte Faktoren ins Spiel. Das Internet ist überall – und damit auch das Telefon. Theoretisch. Das VoIP-Telefon ist nicht weniger als ein PC mit definierter Funktion. Wo auch immer die Verbindung hergestellt werden kann, gibt es auch eine Leitung. Theoretisch.

Die TK-Anlage in der Cloud

Im Rahmen der Migration vom herkömmlichen TK-Anschluss auf eine Voice-over-IP-Technologie gilt die erste Entscheidung der Anlage selbst. Variante 1: Die zukünftige IP-fähige Steuereinheit ist nach wie vor im eigenen Unternehmensnetz beheimatet. Sämtliche Konfigurationen werden hier vorgenommen. Auch alle Endgeräte verbinden sich zu diesem Punkt. Die Anlage selbst steuert die Datenströme zum VoIP-Provider.

 

Variante 2: Auch die Telefonanlage verschwindet im großen Raum der Virtualisierung und wird vom Provider gestellt. IP-Centrex lautet das Schlagwort. Der Kunde nutzt nur noch die Endgeräte und Soft-Phones. Die Steuerungszentrale sämtlicher Telefonkommunikation liegt beim Anbieter. Ein Punkt weniger auf der Liste störanfälliger Hardware im eigenen Netzwerk. Ein Punkt mehr an Abhängigkeit von einem externen Dienstleister. Dazu kommt noch die (meist eingeschränkte) Möglichkeit der Verwaltung. An dieser Stelle ist das hauseigene Pflichtenheft gefragt, um nicht später böse aufzuwachen.

Der sanfte Übergang

Eine technische Lösung macht die Migration (und auch eine Testphase) leichter: die Hybrid-Anlage. Diese unterstützt im internen Netz traditionelle Telefone und ermöglicht nach außen sowohl die Wahl über das IP-Netz wie auch über eine herkömmliche ISDN-Verbindung. Ein Regelwerk in der Anlage steuert das benutzte Netz. Damit können unterschiedliche VoIP-Provider – so von der Anlage unterstützt – parallel getestet werden.

3-Mann oder 100 Mitarbeiter?

Die Anzahl der der zu nutzenden Endgeräte bzw. Anschlüsse ist im VoIP-Umfeld nicht unerheblich. Zum einen spielt diese Variable bei der Auswahl des richtigen Providers eine große Rolle, zum anderen muss die Qualität im internen LAN stimmen.

Beim kleinen Reisebüro macht eine eigene VoIP-Anlage im Office eventuell wenig Sinn. Weniger Aufwand – vor allem, wenn kein Techniker zur Hand – verspricht hier die Cloud-Variante. Letztlich entscheiden aber auch bei geringer Mitarbeiterzahl die gewünschten Funktionen über die richtige Wahl. Deshalb die Regel: auch für Kleinbetriebe ist eine individuelle Checkliste Pflicht.

Sprachqualität bei VoIP

Die Technik der IP-basierenden Telefonate ist heute sehr ausgereift. Große Provider haben bereits die Transportstrecken ihrer ISDN-Netze auf IP umgestellt. Damit nutzen auch herkömmliche Gespräche diese Technik (ab der Vermittlungsstelle).

Die Probleme in der Praxis haben fast immer ihre Ursache im internen Netz – von schlechten VoIP-Anbietern einmal abgesehen. Dabei können die Störungsquellen vielfältig sein. Die eingesetzte Hardware (IP-Telefon, Switche, Router, Firewall) ist nur ein Punkt in der variantenreichen Kette an Fehlerursachen. Die Organisation des Daten- und Sprachverkehrs, also das Setup aller (!) benutzten LAN-Komponenten, gehört ebenfalls zur Liste der Top-Fehler. Eine Auseinandersetzung mit den Tiefen der Netzwerk-Technik – QoS (Quality of Service), Tagging, Port-NAT, etc. – ist nicht nur zum Zeitpunkt der Installation notwendig.

Viele Vorteile – wenn es funktioniert

Vor allem, wenn die eigene Telefonanlage ohnehin der Wiederverwertung zugeführt werden soll oder der Leasing-Vertrag vor einer Verlängerung steht, sollte die mögliche Produktwahl durch die Option einer VoIP-Nutzung ergänzt werden.

Ein sauberes Setup vorausgesetzt, bietet der Einsatz von VoIP viele Vorteile. Dazu – und zur Praxis – aber mehr in einem zukünftigen Beitrag.

 


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4 Antworten

  1. Paul Heinrich sagt:

    hallo. Habe ein paar anbieter gefunden. Wäre toll wenn vielleicht jemand erfahrungen mitteilen könnte.
    nettask
    cisco
    gpn telecom
    sipgate.de (die gibts ja anscheinend nicht mehr)
    kennt ihr sonst noch welche??

  1. 9. April 2013

    […] letzten Beitrag zum Thema VoIP ging es hauptsächlich um die Grundlagen des Telefonierens über eine bestehende […]

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