Mindmapping – Der Kreativitätsschub auf den zweiten Blick

Wahrscheinlich kennen Sie die bunten diagrammähnlichen Bildchen bereits. Vielleicht sind Sie auch so skeptisch, wie ich vor einiger Zeit noch war. Gedanken und Ideen in bunten Kästchen am Computer zeichnen? Wenn, dann schon auf Papier! Notizblock und Stift sind schließlich immer zur Hand und eignen sich dafür doch viel besser, oder?

Lange Zeit konnte auch ich dieser Art kreativen Arbeitens nichts abgewinnen. Bis ich es einmal ausprobiert habe…

Gedanken zu Papier

Bereits in den 70er Jahren wurde diese Technik von Tony Buzan entwickelt. Die Visualisierung von Ideen und Prozessen sollte eine gehirngerechte Methode für kreatives Entwickeln bieten. Ob dem so ist, sei mal dahingestellt. Dass die Kombination von skizzierten Ideen und Schlagwörtern die Kreativität fördert, weiß jeder, der einmal einen Entwurf skizziert hat.

Die große Hürde stellt aber weniger die Methode an sich dar, als vielmehr die Umsetzung am Computer. Kreativität passt nur selten zur Tastatur-Maus-Kombination. Old-School? Vielleicht. Auf jeden Fall eine Umstellung für jeden, der seine „Zettelwirtschaft“ gewohnt ist.

Das Tablet als Brücke

Immer dabei und einfach handzuhaben. Was lange nur für Stift und Papier galt, ist heute mittels Tablet-PC auch dem technik-affinen Anwender möglich: jederzeit an jedem Ort kreativ und mühelos arbeiten. Die entsprechende App vorausgesetzt (Beispiel iThoughts auf dem iPad), fällt die digitale Erfassung erstaunlich einfach.

Das Chaos im Hirn

Wozu aber bunte Kästchen malen? Gegenfrage: Auf welche Weise versuchen Sie, eine erste Übersicht für eine komplexe Aufgabe zu erstellen? Mit Papier und Bleistift bewaffnet, resultiert in solchen Fällen eine elendiglich lange Liste mit Haupt- und Unterpunkten, dazu noch Querverweise. Danach wieder „ins Reine geschrieben“, weil das Chaos am Notizblock für einen selbst nicht mehr zu durchblicken war. Und dann wieder von vorne. Die Übersicht bleibt ab einer gewissen Komplexität auf der Strecke.

Out of mind

Ähnlich der Herangehensweise bei Getting Things Done, gilt auch beim Mindmapping: Jede Idee, egal zu welcher Zeit, wird erst mal festgehalten. Nichts wird „später bearbeitet“. Ein Klick (oder Fingerdruck am Tablet) und schon kann der aktuelle Geistesblitz dem digitalen Gedächtnis übergeben werden. Notfalls wird zu einem späteren Zeitpunkt umsortiert oder erweitert.

Versucht man jene Flexibilität der Notizblock-Methode beizubringen, so geht jede Menge Zeit durch die bestmögliche Einordnung verloren. Noch viel schlimmer: die fehlende Übersicht bremst auch den Flug der Gedanken. Zweifel? Einfach ausprobieren. Kein Argument wird Sie so leicht überzeugen, wie die eigene Erfahrung!

Die Einfachheit der Komplexität

Projekte sind meist aufgrund der Vielzahl an Anforderungen und Bedingungen schwer auf Papier zu bringen. Jeder, der schon mal mit einer Projektverwaltungssoftware auf einem leeren Blatt begonnen hat, weiß davon ein Lied zu singen. Vor allem in der Anfangsphase hat die menschliche Denkweise enorme Probleme mit der starren Strukturierung der Anwendung.

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Die Methode des Mindmapping ermöglicht der chaotischen Denkweise unseres Gehirns einen „natürlichen“ Lauf. Kein Zwang in eine noch gar nicht vorhandene Struktur der schriftlichen Erfassung. Von der groben Struktur bis zu kleinen, aber wichtigen Details – alles kann sofort „einsortiert“ werden. Die Feinarbeit folgt später.

Zusammenhänge statt Listen

Den zentralen Punkt im Blick halten. Das visuelle System unterstützt uns dabei, den wesentlichen Fokus zu behalten – ohne dabei die Details auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Schließlich ist Kreativität nicht planbar! So bleibt das große Ganze stets präsent, ohne die zwanglose Ideensammlung zu behindern.

Mehrere DIN-A4-Seiten Text werden mithilfe der schnell erlernbaren Methode durch eine Map-Seite ersetzt. Einzelne Verbinder erleichtern die schnelle Erfassung von Zusammenhängen und Abhängigkeiten. Komplexe Unterpunkte können „zugeklappt“ werden oder bilden zur Detailbesprechung das Hauptelement der Darstellung. Schnelle Umschaltung inklusive.

Weniger Schreiben, mehr Erfassen

Mithilfe der bildhaften Methode kann so nicht nur schneller, sondern dazu noch übersichtlicher gearbeitet werden. Das Brainstorming (auch in Gruppen) bringt schneller ein Ergebnis, ohne dabei Abstriche in Sachen Tiefgang in Kauf nehmen zu müssen. Darüber hinaus wird die Kommunikation der einzelnen Beitragenden untereinander erleichtert.

Auch in der Präsentation zeigt das System einen Vorteil. Keine endlosen PowerPoint-Listen langweilen die Zuhörer. Auch das schriftliche 20-Seiten-Konzept ist in dieser Frühform des Projekts wenig hilfreich (und wird ebenso selten gelesen). Stattdessen kann mithilfe der Verzweigungstechnik und dessen ein- und ausklappbaren Verzweigungen eine rasche visuelle Vermittlung des Wesentlichen möglich.

Farben, Bilder und Schlagworte

Keine Technik in Sachen Planung oder Entwurf ermöglicht das Unterbringen einer derartigen Fülle an Informationen auf so wenig Platz – ohne Einbußen an Gehalt. Dank der bildhaften Aufbereitung fällt das Auffinden leichter. Farbliche Akzente erleichtern assoziative Prozesse und ermöglichen eine effektive Kontrolle des Projektfortschritts. So wird auch die Zusammenarbeit im Team mit unterschiedlichen Kompetenzen effizienter gestaltet.

Klar und flexibel

Die Vorteile zusammengefasst:

  • Klar: Vom Überblick der Thematik bis zu den einzelnen Unterthemen ist alles im Blick
  • Flexibel: Mindmaps eignen sich für alle Bereiche. Egal ob es um die Organisation der Firmenfeier geht oder das nächste IT-Projekt ansteht. Denken Sie in Bildern und Stichworten und Sie werden über die Effizienz verblüfft sein.
  • Einfach: Mit der geeigneten Software oder auf dem Flipboard – Sie benötigen keine Einschulung um Mindmapping in Ihren Tätigkeiten einzusetzen. Denken Sie in Bildern statt in Sätzen.
  • Praktikabel: Zurück zur Einfachheit! Die meist erzwungene Ausformulierung von Aufgaben und Problemstellungen hat den natürlichen Umgang verdrängt. Drei farbige Stifte und ein Blatt Papier – mehr benötigen Sie nicht. Tablet und Software sind keine Voraussetzung, sondern ein zusätzlicher Nutzen.
  • Interaktiv: Testen Sie in Ihrem nächsten Gruppenmeeting oder im Projektteam den Mindmap-Ansatz. Sie werden erstaunt sein, wie die Verständlichkeit, Übersicht und Kreativität aller Beteiligten davon profitiert.

Die Praxis ist individuell

Eine Angst beim Start! Die optimale Anwendung des Mindmap-Systems gibt es nicht. Brainstorming ohne Grenzen steht am Ausgangspunkt. Letztendlich ist die Praxis so individuell wie auch das eigene Notizsystem. Und was die passende Software betrifft: Testen und nochmals testen – vor einem Kauf. Teure Software muss Ihren Ansprüchen nicht eher gerecht werden als die Vielzahl an verfügbarer Freeware.

Kein Standard

Egal, ob Sie sich für einen der Platzhirschen am Softwaremarkt wie Mindjet oder Mindmeister oder für die (sehr ausgereiften) kostenlosen Varianten von XMind oder Freemind entscheiden: Testen Sie jede Anwendung, ob die Handhabung Ihren Anforderungen entspricht. Noch schwieriger wird die Auswahl beim Einsatz über Gerätegrenzen hinweg. Da es kein einheitliches Speicherformat für Mindmap-Programme gibt, sollte jede Software auf deren Kompatibilität geprüft werden. Eine erste Anlaufstelle finden Sie in so manchem Blog-Artikel. Und diese Prüfung muss (!) in der Praxis erfolgen. Gibt ein Hersteller ein Speicherformat in seiner Applikation an, heißt das noch lange nicht, dass auch alle Formatierungen auch einwandfrei und fehlerlos übernommen werden. Nicht selten wird – trotz angeblicher Kompatibilität – ein mühsam erstelltes Abbild durch die „Endbearbeitung“ in der Schwesteranwendung vollständig zerstört. Hier hilft nur der individuelle Test.

Probieren statt Studieren

Zum Abschluss der Tipp: Testen Sie im Rahmen eines kleinen Projekts den Einsatz der Mindmapping-Methode. Die Kommunikation im Team (geben Sie auch den „Mitstreitern“ die Software) beim gemeinsamen Projektplan wird Sie überzeugen. Mindmapping sollte einen festen Platz im Reihen Ihrer Projektarbeitsweise haben.

 


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3 Antworten

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